Die wirtschaftliche Aktivität in der Industrie kann frühzeitig anhand der Lkw-Fahrleistung auf Autobahnen erkannt werden. Daher ist es für Ökonomen von großer Bedeutung, diese genau im Auge zu behalten. Die Verkehrsleistungen stehen in direktem Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung und können wichtige Hinweise liefern. Im Dezember 2023 hat der Index im Vergleich zum vorherigen Monat einen Rückgang von 3,5 Prozent verzeichnet, was auf eine Abnahme der Industrieproduktion hindeutet. Zudem war der Index gegenüber dem Vorjahresmonat Dezember 2022 um ebenfalls 3,5 Prozent gesunken. Diese Abnahme deutet auf eine verringerte Nutzung von Lastkraftwagen hin. Obwohl ein einzelner Monatswert des Mautindex nicht überbewertet werden sollte, geht die allgemeine Tendenz deutlich nach unten. Dies lässt darauf schließen, dass sich die deutsche Wirtschaft weiter abschwächen könnte, insbesondere da bereits eine schwache Ausgangsbasis für das Jahr 2024 absehbar ist.
Der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex basiert auf digitalen Prozessdaten aus der Erhebung der Maut. Diese Daten ermöglichen eine genaue Erfassung und Aufzeichnung der Fahrleistung aller mautpflichtigen Lastkraftwagen. Der Fahrleistungsindex erfasst die zurückgelegte Strecke der Lkws, für deren Nutzung Mautgebühren erhoben werden. Das Bundesamt für Logistik und Mobilität hat den Index entwickelt. Das Statistische Bundesamt bereitet ihn als saisonbereinigten Konjunkturindikator sowohl für Deutschland als auch für die einzelnen Bundesländer auf. Überdies werden Informationen über grenzüberschreitende Fahrten in Deutschland zur Verfügung gestellt.
Wie wird der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex berechnet?
Der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex erfasst die gefahrenen Kilometer der mautpflichtigen Lastkraftwagen auf den deutschen Fernstraßen. Jeden Monat und täglich werden die aktuellen Werte veröffentlicht, wobei die Tagesdaten bereinigt werden, um Schwankungen im Wochenverlauf auszugleichen. Hierfür wird der Indexwert im Zeitraum zusammen mit den tatsächlich gefahrenen Kilometern im Zeitraum betrachtet und daraus eine durchschnittliche Fahrleistung ermittelt. Diese Informationen sind von großer Bedeutung für das Monitoring des Straßennetzwerks.
Weniger mautpflichtige Lkws auf Autobahnen: Was sind die Gründe?
Wirtschaftliche Tätigkeiten erfordern Waren und Rohstoffe als Ressourcen. Um sicherzustellen, dass diese physischen Artikel an den richtigen Ort gelangen, ist der Transportverkehr etwa via Lkw unerlässlich. Der Transportverkehr findet vor den eigentlichen wirtschaftlichen Aktivitäten statt und kann daher frühzeitig Hinweise auf Konjunkturentwicklungen bereitstellen. Dabei spielt der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex eine wichtige Rolle.
Der Fahrleistungsindex für Lkw-Maut ist ein bedeutender Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung, da er die Nachfrage nach Transportdienstleistungen widerspiegelt. Ein Rückgang des Index kann auf eine Abschwächung der Konjunktur oder strukturelle Veränderungen im Güterverkehr hinweisen. Es gibt verschiedene Gründe, warum der Fahrleistungsindex sinken kann. Zum Beispiel, wenn die industrielle Aktivität abnimmt und somit weniger Warenverkehr auf den Straßen stattfindet. Oder wenn andere Verkehrsträger bevorzugt werden. Weiterhin können auch alternative, mautfreie Routen von Lkw-Fahrern gewählt werden. Ferner könnte dies ein schlechtes Vorzeichen für eine angeschlagene deutsche Wirtschaft sein.
Weitere Beispiele dafür, was Unternehmen dazu bewegen kann, ihre Transportaktivitäten zu verringern oder nach effizienteren Routen zu suchen, sind unter anderem hohe Kraftstoffpreise und eine hohe Maut. In einigen Branchen sind saisonale Schwankungen zu beobachten. Zum Beispiel könnte der Güterverkehr in den Wintermonaten aufgrund schlechter Wetterbedingungen abnehmen. Externe Ereignisse wie Pandemien, Naturkatastrophen oder politische Unsicherheiten können den Handel und daher den Güterverkehr beeinflussen. Aber auch neue Gesetze oder Veränderungen in der Regulierung des Güterverkehrs können Auswirkungen auf die Entscheidungsprozesse von Unternehmen und deren Transportaktivitäten haben.
Lkw-Verkehr und Konjunkturentwicklung
Die Fahrleistung von Lastkraftwagen auf Autobahnen gibt frühzeitig Aufschluss über die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung in der Industrie. Die Wirtschaftstätigkeit erzeugt und benötigt Verkehrsdienstleistungen. Daher besteht eine klare Verbindung zwischen dem Index für die Lkw-Maut-Fahrleistung und Indizes für die wirtschaftliche Aktivität, insbesondere dem Produktionsindex im verarbeitenden Gewerbe. Der Index für die Lkw-Maut-Fahrleistung liefert somit eine grobe Schätzung zur Entwicklung der industriellen Produktion. Da dieser etwa einen Monat früher verfügbar ist als der Produktionsindex, kann er als Frühindikator für die Konjunkturentwicklung dienen. Eine detaillierte Untergliederung nach Wirtschaftszweigen ist jedoch nicht möglich.
Der Lkw-Maut-Fahrleistungsindex hat nicht nur bundesweit, sondern auch in einigen Bundesländern eine wichtige Bedeutung als Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung. Vornehmlich in den industriell geprägten Gebieten gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen der regionalen Lkw-Maut-Fahrleistung und dem Umsatz im verarbeitenden Gewerbe vor Ort. In den weniger industrialisierten Bundesländern ist dieser Zusammenhang hingegen schwächer ausgeprägt.
Es ist von großer Bedeutung, hervorzuheben, dass die Ursachen für den Rückgang des Lkw-Maut-Fahrleistungsindex in verschiedenen Fällen variieren können und oft eine Mischung aus unterschiedlichen Faktoren vorliegt.
Mehr erfahren: Die besten Quellen für weiterführende Informationen
Die aktuellen monatlichen Ergebnisse des Lkw-Maut-Fahrleistungsindex sind sowohl in der Datenbank GENESIS-Online als auch auf der Themenseite des Statistischen Bundesamtes abrufbar. Das Bundesamt für Logistik und Mobilität wertet im Rahmen seiner Maut-Statistik die gesammelten Mautdaten aus. Bereits seit 2008 werden detaillierte Tabellen geführt, welche unterschiedliche Aspekte der mautpflichtigen Fahrleistung wie beispielsweise den Zulassungsstaat oder die Schadstoffklassen berücksichtigen.
