Der hohe Benzinpreis sorgt für hohe Nervosität in allen Branchen. In einem besonderen Maß ist natürlich die Logistikbranche betroffen. Diese ist von den Spritpreisen abhängig und muss die Kosten auf die Auftraggeber, und damit indirekt auch auf den Verbraucher umlegen können. Aufgrund langfristiger Verträge mit festen Preisen gelingt das nur bedingt. Aus diesem Grund ist die Branche derzeit kurz davor zu kollabieren. Viele kleine und mittelständische Logistiker stehen kurz vor dem Bankrott und müssen sich genau überlegen, ob sie ihre Fahrzeuge überhaupt noch auf die Straße schicken. Aus diesem Grund fordert die DSLV eine schnelle Entlastung der Branche durch die Politik.
Aktuell keine Lösung für Unternehmen in Sicht
Während die LKW-Versicherung und die KFZ-Versicherung zu den Kosten gehören, die kalkulierbar sind und immer anfallen, sind die Spritpreise von den Marktentwicklungen abhängig. Unternehmen aus dem Logistikbereich können ihre Dienstleistungen nur erbringen, wenn die Spritpreise niedrig sind und so unterm Strich nach dem Transport noch ein Gewinn übrig bleibt. Während die Politik die Verbraucher und deren Entlastung im Fokus hat, wird die Wirtschaft derzeit völlig übergangen. Dabei nutzt die Entlastung der Verbraucher nur wenig, wenn schlichtweg keine Rohstoffe und Produkte mehr bei ihnen ankommen. Es gibt mittlerweile schon konkrete Vorschläge. Dazu gehören:
– Eine Spritpreisbindung für Unternehmen: Diese Maßnahme wäre eine der größten Markteingriffe und würde die Kosten für den Sprit für Unternehmen sofort senken. Verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten, beispielsweise über steuerliche Entlastungen, sind denkbar.
– Verzicht auf Rückfahrten: Die gesetzlich verpflichtende Rückkehr von Fahrern ist eine Leerfahrt, bei der ohne weiteren Nutzen viel Sprit verbraucht wird. Ein vorübergehender Verzicht auf Rückfahrten würde die Branche beim Fernfrachtverkehr deutlich entlasten. Eine Entlastung via kostenlose Zugtickets für die Fahrer, während das Fahrzeug weiter genutzt werden kann, ist ebenfalls denkbar.
– Entlastung der Taxiunternehmen: Auch die Personenbeförderung ist von den hohen Spritpreisen betroffen. Im Gegensatz zur Frachtbranche kann die Taxibranche ihre Preise nicht einfach anpassen und ist deswegen in einem besonderen Maß auf staatliche Unterstützung angewiesen.
Weitere Lösungsvorschläge wurden seitens der DSLV schon vorgebracht. Im Rahmen eines neuen Mobilitätspakets soll die Politik endlich reagieren und die gesamte Logistikbranche entlasten. Es wird laut Studien davon ausgegangen, dass eine nachhaltige Marktveränderung im Angebot in dieser Branche einschneidende Auswirkungen auf den gesamten Wirtschaftskreislauf hätte. Waren, Produkte und andere Erzeugnisse könnten nicht mehr in demselben Ausmaß wie früher transportiert werden. Das kann ganze Produktionen zerstören und nachhaltig schädigen. Da neben dem Benzinpreis auch der Dieselpreis steigt, und ein schneller Umstieg auf elektrische Fahrzeuge ebenfalls nicht möglich ist, steht die gesamte Branche vor einem Dilemma.
Noch hüllt sich die Politik in großes Schweigen
Das Problem ist bekannt und sollte eigentlich höher gewichtet werden. Doch bis heute hüllt sich die Regierung in Schweigen und kann keine konkreten Lösungsvorschläge anbieten. Derzeit wird gehofft, dass der Krieg in der Ukraine endet und Corona nicht mehr ganz so schlimm sein wird. Das ist aber eine Hoffnung und spiegelt nicht im Geringsten die Realität wider. Das ist mehr als ein Ärgernis, es ist vielmehr eine reale Bedrohung der Wirtschaft und damit unseres Gesellschaftsmodells. Man muss ja nicht gleich die Weichen für die Zukunft stellen. Auch kurzfristige und einmalige Entlastungen können der Branche ein höheres Maß an Sicherheit bieten. Das wird sich auch auf die Verbraucher positiv auswirken. Denn diese können von niedrigeren Transportkosten auf vielen Ebenen profitieren, auch wenn das nur wenigen Verbrauchern wirklich bewusst zu sein scheint. Die Krux liegt weniger in den Möglichkeiten, welche zur Verfügung stehen. Vielmehr muss man sich fragen, ob die Politiker derzeit willens und in der Lage sind, die aktuelle Situation zu lösen.
Es wird ernste Probleme geben, wenn es so weiter geht
Langsam drückt das Problem und immer mehr Unternehmen vermelden ernsthafte Probleme. Studien sagen, dass es einen großen Anteil im kleinen und mittelständischen Bereich der Logistikbranche gibt, der kurzfristig oder mittelfristig die Segel streichen muss. Die Spritkosten sind zu hoch, als dass man mit Gewinn seiner Tätigkeit nachgehen könnte. Auf die Lieferketten hätte das massive Auswirkungen, und sogar die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung könnte unter Umständen nicht mehr sichergestellt werden. Eine große Pleitewelle hätte langfristige Konsequenzen. Die Logistikbranche arbeitet eh immer am Limit und kann keine hohen Gewinnmargen verbuchen. Sie ist wie keine andere Branche vom Spritpreis abhängig und muss ihre Tätigkeiten anhand der Entwicklung an den internationalen Märkten ausrichten. Das war bis heute kein Problem, aber steigende Kosten für Treibstoffe sorgen für ernsthafte Komplikationen. Von einer Marktbereinigung kann man hier nicht reden, denn es gibt keine großen Logistiker, welche die Arbeit der kleinen und mittelständischen Unternehmen ersetzen könnten. Kurzum: Wenn nichts geschieht, dann geschieht etwas Schreckliches! Deswegen müssen schnell Lösungen gefunden werden, um die Branche und die Wirtschaft zu retten.